Nachruf Siegfried Kettling

Image
Zum Heimgang von Pfr. Dr. theol. h.c. Siegfried Kettling

Am 11. April ist unser ehemaliger Lehrer und Studienleiter Siegfried Kettling im Alter von 86 Jahren nach einer längeren Krankheitszeit im Frieden heimgegangen. Er sieht nun den, auf den er fest vertraut hat.

Er ist am 7. August 1937 in Werdohl/Sauerland geboren. Nach dem Abitur studierte er in Münster Theologie. Dort begegnete er dem für ihn entscheidenden Lehrer, seinem Lehrer schlechthin, Prof. Carl Heinz Ratschow. Bei ihm wurde er in die Tiefe reformatorischer Erkenntnis und in die Weite des Denkens hineingeführt.

Für Siegfried Kettling war die Rechtfertigung des Gottlosen allein aus Gnade um Christi willen und das bleibende Angefochtensein des Christenmenschen zeitlebens zentral. Im Rückblick hat er bei seiner Abschiedsrede am 26. Juni 2002 hier in Unterweissach gesagt: „Wir müssen uns durch das Dunkel hindurch glauben, dahinter ist dennoch die Sonne. Wir müssen Gott, das ist unsere Schuldigkeit, aus dem Wirrsal der Welt herausglauben. Gott, mit Gott haben wir es zu tun. Wir müssen den neuen Himmel und die neue Erde vorweg glauben, und mit all dem sind wir in großen Spannungen.“

Im Anschluss an das Vikariat war er 1966-1969 Studieninspektor am Predigerseminar der Ev. Kirche von Westfalen in Soest und danach fünf Jahre am MBK in Bad Salzuflen als Studienleiter. Von 1974 bis zu seinem Ruhestand im Jahr 2002 war er der prägende theologische Lehrer der Evangelischen Missionsschule in Unterweissach. Viele Studierende haben im Lehrsaal bei ihm gesehen und gelernt, wie der Vollzug des Glaubens und seine denkerische Reflexion zusammen-gehören. Er war ein begnadeter Lehrer. Was sich ihm erschlossen und was er gelehrt hat, das hat er in vielen Büchern über Jahre hin publiziert. Seine Bücher und seine deutschlandweiten Vorträge im Raum von Kirchen und freien Werken wie auch bei Gnadauer Konferenzen, beim Christival und an vielen anderen Orten sind für viele zum Segen geworden. Sein Lebenswerk fand auch mit der Verleihung der Ehrendoktorwürde an der Theologischen Fakultät in Tübingen im Jahr 2002 eine würdevolle Anerkennung.

Siegfried Kettling war ohne seine Frau Christa und seine Familie nicht zu denken. Sie heirateten am 27.6.1964. Ihnen wurden drei Kinder geschenkt: Matthias (gest. 1986), Jochen und Markus. Sie lebten auf dem Missionsschulgelände, teilten ihr Leben mit Mitarbeitenden und Studierenden. Schulgemeinschaft und Bruderschaft gehörten organisch zu ihrem Leben und zu seinem Lehrersein dazu, was auch in seinen Gebeten zu spüren war. Er war ein warmherziger und liebenswürdiger Mensch, mit köstlichem Humor und mit großem Interesse an Menschen. Er tat uns an der Missionsschule und in der Bahnauer Bruderschaft gut. Von ihm und seiner Frau Christa ging so viel Gutes aus. Seinen Ruhestand verbrachte er auf dem Schönblick, wo er sich in Seminaren und Gottesdiensten auf unterschiedliche Weise zum Segen für viele einbrachte. Ende Mai 2022 ist seine Frau Christa gestorben. Und jetzt durfte auch er sterben und heimgehen – die Sonne sehen, ohne alles Wolkendunkel.

Als Bahnauer Bruderschaft und Evangelische Missionsschule sind wir Gott sehr dankbar für den großen Segen, den er uns und vielen anderen durch ihn geschenkt hat.
Unsere herzliche Anteilnahme gilt seinen Söhnen Jochen und Markus, seinen Schwieger- und Enkelkindern.

Die Trauerfeier findet am Donnerstag 18. April 2024 um 11.00 Uhr im Festsaal des Schönblicks, Willy-Schenk-Straße 9, 73527 Schwäbisch Gmünd, statt.
Anschließend wird er auf dem Friedhof in Schwäbisch Gmünd-Wetzgau, beigesetzt.

Traurig, in großer Dankbarkeit und in der Hoffnung auf unseren lebendigen Herrn Jesus Christus, der den Tod überwunden hat.

Ralf Dörr
Vorsitzender der Bahnauer Bruderschaft

Thomas Maier
Direktor der Missionsschule